In diesem Beitrag informieren wir über die Winterdepression. Es wird darum gehen zu klären, was die Winterdepression eigentlich ist. Und um es vorweg zu nehmen. Es handelt sich um eine „richtige“ Depression mit einigen Besonderheiten. Sie ist keineswegs weniger gefährlich als andere Depressionsarten. Die Winterdepression verursacht bei den Betroffenen erhebliches Leid.
Winterdepression ist auf keinen Fall mit dem normalen „Winterblues“ zu verwechseln. Winterdepression ist ein Krankheitsbild.
Einordnung der Winterdepressionen
Winterdepression ist eine Krankheit. Das erkennt man alleine daran, dass sie eigens in den ICD (Interntional Clarifications of Deseases) der Weltgesundheitsorganisation aufgeführt ist. Sie ist eine Sonderform der affektiven Störungen. Daher ist sie Bestandteil der ICD 10. Die Winterdepression wird auch als SAD bezeichnet. Mal wird diese Abkürzung mit saisonal abhängiger Depression und mal mit „Seasonal Affecitve Disorder“ übersetzt.
Symptome und Diagnose
Betroffene Menschen sind – etwas vereinfacht gesagt – im Frühjahr und im Sommer beschwerdefrei. In dieser Zeit weisen sie keine oder nur sehr abgeschwächte Symptome auf. In den Wintermonaten hingegen treten die gleichen Symptome wie bei anderen Depressionen auf. Näheres erfährst Du in unserem Beitrag Symptome der Depression.
Es gibt aber auch Symptome bei der Winterdepression, die bei anderen Depressionsformen eher selterner auftreten. Genannt werden hier häufig Heißhunger auf Süßigkeiten und stärkehaltige Lebensmittel und ein übersteigertes Bedürfnis nach Schlaf. (Persönlich finde ich beide genannten Symptome nicht so untypisch für Depressionen).
Exemplarischer Verlauf
Es gilt natürlich auch bei der saisonal bedingten Depression, dass keine Depression der anderen gleicht. Zum grundsätzlichen Verständnis soll hier aber exemplarisch ein Verlauf eines betroffenen Community-Mitglieds darstestellt werden, der diesen für uns skizziert hat (Vielen Dank lieber Andreas).
Juni und Juli
Fast keine Beschwerden, aber es ist etwas schwieriger aufzustehen
April und August
Zusätzlich weniger Kraft im Alltag bei der Verrichtung von Routineaufgaben
März und September
Zusätzlich immer stärker werdendes Bedürfnis zu schlafen und mehr zu essen
Februar und Oktober
Zusätzlich: Eigentlich jedes Jahr zwischen 3-6 kg mehr auf der Waage als in den Sommermonaten
November und Dezember
Zusätzlich: Häufige Angstzustände, sozialer Rückzug, keine Konzentration und Kreativität, deutlich mehr Kranktage
Ursachen
Wie wir sehen sind die Symptome saisonabhängig. Das zeigt sich auch daran, dass viele Betroffene, die Deutschland in den Wintermonaten in einen sonnigen Urlaub verlassen können, sofort deutlich weniger Symptome aufweisen. Häufig wird als Ursache für die saisonal abhängige Depression Lichtmangel angenommen. Diese These wird auch dadurch belegt, dass Winterdepressionen in Ländern, die weit vom Äquator entfernt liegen, eine deutlich größere Verbreitung finden, als in Ländern mit vielen Sonnenstunden.
Neurobiologisch betrachtet, wird von einem biochemischen Ungleichgewicht im Gehrin ausgegangen, die durch weniger Lichtstunden pro Tag in den Wintermonaten bedingt ist. Bei Betroffenen gerate die innere Uhr aus dem Gleichgewicht. Ohne hier zu sehr ins Detail zu gehen, scheint der Lichteinfall auf die Netzhaut eine wichtige Rolle bei der Produktion relevanter Botenstoffe wie z.B. Serotonin im Gehirn. Allerdings muss an dieser Stelle gesagt werden, das dieser Bereich, wie auch viele andere Bereiche bei den Depressionen noch nicht abschließend erforscht sind. Auf die neurobiologischen Ursachen der Depression sind wir aufgrund ihrer besonderen Relevanz bei den Therapien in hoffentlich verständlicher Form eingegangen. Wer ganz tief in die Wissenschaft der Materie abtauchen mag und des Englischen mächtig ist, findet im wissenschaftlichen Beitrag The chronobiology and neurobiology of winter seasonal affective disorder von Robert D. Levitan weiterführende Lektüre.
Therapien und Maßnahmen
Anwendung finden – wie bei anderen Depressionsformen – die bekannten Therapien der westlichen Medizin. Zusätzlich hilft bei Winterdepressionen auch die sogenannte Lichttherapie. Diese stelle ich Euch im Folgenden kurz vor.
Lichttherapie
Hierbei werden die Patienten dem Licht von sogenannten Kunstlichtern oder Tageslichtlampen ausgesetzt. Aus den oben angeführten Gründen wird empfohlen, die Netzhaut zu belichten. Dabei soll man aber nicht direkt in die Lichtquelle sehen. Diese Tageslichtlampen sollten eine Lux-Zahl zwischen 10.000 und 2.500 Lux aufweisen. Weil ich mir jetzt nicht vorstellen konnte, was das heißt, schreibe ich hier hier zum Vergleich:
- Die DIN EN 12464-1 schreibt für Arbeitsplätze im Innenraum Luxwerte zwischen 500 und 750 Lux vor.
- An einem schönen Sommertag im Freien werden Lux-Stärken von 100.000 Lux erreicht.
Obwohl die Wirkung von Lichttherapie gut belegbar ist, ist mein Kenntnisstand, dass Krankenkassen die Kosten für eine Lichttherapie oder die Anschaffung einer Tageslichtlampe anders als bei Neurodermitis nicht oder nur im Einzelfall nach Prüfung übernehmen. Allerdings würde ich mir wünschen, dass mich in diesem Punkt jemand korrigiert.
In einem weiteren Beitrag werden wir nochmal gesondert auf Dinge eingehen, die jeder selbst gegen Winterdepressionen unternehmen kann und die strategischerer also langfristiger sind. Kurzfristig empfehlen wir aber die 300 Punkte starke Tut-Mir-Gut-Liste, die wir gemeinsam mit unserer Community von Betroffenen erstellt haben.
Fazit
- Winterdepressionen sind ein Krankheitsbild, was nicht mit einem gewöhnlichen Winterblues zu verwechseln ist.
- Häufig wird Lichtmangel für die Winterdepression verantwortlich gemacht.
- Als zusätzliches Therapieverfahren ist die Wirksamkeit von Lichttherapie gut belegt, die Ursache dieser Wirksamkeit aber noch nicht final erforscht.
- Wie bei anderen Depressionen gilt, dass man professionelle Hilfe in Anspruch nehmen sollte, da dieses die Chance auf Besserung oder Heilung erhöht
Wie sind Deine Erfahrungen?
- Hattest Du schonmal mit Winterdepression zu kämpfen? Unterliegt Deine Depression saisonalen Schwankungen? Hast Du Erfahrungen mit Lichttherapie und oder der Kostenerstattung durch Krankenkassen?
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Bei mir ist es jedes Jahr das gleiche Elend. Die Winterdepression erwischt mich mit voller Wucht. Leider ist es wirklich so, dass viele Menschen denken, ich würde simulieren. Danke, dass ihr aufklärt :-).
Vielen Dank liebe Tamara, für Deinen offenen Kommentar und die Motivation. Wir hoffen, sehr, dass unsere Infos zur Aufklärung und Akzeptanz beitragen und den Betroffenen so helfen.