Borderline Syndrom

Das Borderline Syndrom, wird auch als Borderline Störung oder Borderline Persönlichkeitsstörung (BPS) bezeichnet. Seltener ist auch von emotional instabiler Persönlichkeitsstörung des Borderline-Typs die Rede. Doch was bedeutet Borderline Syndrom? Wie erleben es die Betroffenen? In diesem Themenspecial wollen wir einige wichtige Fragen rund um die Erkrankung beleuchten.

Warum das Thema Borderline wichtig ist

Nicht selten leiden Menschen, die am Borderline Syndrom leiden auch an Depressionen. Dieses zeigt sich immer wieder in den Erfahrungsberichten aus unserer Community. Ein weiterer Grund, das Thema Borderline Syndrom hier näher zu beleuchten. Der andere Grund ist, dass Depression Ende eine Seite ist, die gegen Stigmatisierung und für Aufklärung steht. Hinsichtlich eines normalen gesellschaftlichen Umgang mit Borderline ist noch viel Arbeit zu leisten. Betroffene werden nicht selten das Opfer von Vorverurteilung und Stigmatisierung. Menschen werden auf ihre Borderline Persönlichkeit oder den Begriff Borderliner reduziert. Niemand sollte sich für seine Krankheiten schämen müssen. Das gilt natürlich für auch Depressionen wie auch für Borderline.

Was bedeutet Borderline Syndrom

Der aus dem Englischen stammende Name Borderline bezeichnet so viel wie Grenzgebiet. In der Fachliteratur wird die Borderline Störung vielfach als Grenzgebiet zwischen Psychose, Neurose und Persönlichkeitsstörung betrachtet.

Um uns der äußerst komplexen Thematik zu nähern, wollen wir an dieser Stelle einen verständlichen Einstieg liefern und einen Überblick über die Symptome, mögliche Ursachen und Therapien der Borderline Störung geben. Wir werden unser Informationsangebot über Borderline sukzessive in weiterführenden und tiefer gehenden Beiträgen im Magazin erweitern. Auch weiterhin finden Erfahrungsberichte von Betroffenen wie Heiko und Angehörigen wie Laura auf unseren Seiten ihren festen Platz. Und los geht es.

Borderline Symptome

Die Frage nach den Symptomen ist eng verbunden mit der Frage: Wie erkenne ich Borderline? Auch beim Borderline Syndrom gibt es sehr unterschiedliche Verläufe. Das Borderline Syndrom stellt die Erkrankten, aber auch deren Bezugsperson und das soziale Umfeld vor große Herausforderungen. Das Wort Syndrom bedeutet, dass es eine Kombination von Krankheitszeichen (Symptomen) gibt, die häufig zusammen auftreten. Auch die Symptome der Depression treten ja häufig nicht einzeln, sondern gerne im Verbund auf. Für eine genaue medizinische Beschreibung und Diagnostik findet man eine Listung der Symptome in den ICD 10 (F60.3). Die Diagnose Borderline setzt sich hierbei aus Kriterien in zwei Stufen zusammen. Die erste Stufe ist die emotional instabile Persönlichkeitsstörung (F60.30), die zweite Stufe ist der sogenannte „Borderline-Typus“ (F60.31).

Impulsiver Typus

Um die Kriterien der Diagnose F60.30 impulsiver Typus zu erfüllen, müssen wenigstens 3 der gelisteten 5 Kriterien erfüllt werden.

  1. Deutliche Tendenz, unerwartet und ohne Berücksichtigung der Konsequenzen zu handeln
  2. Deutliche Tendenz zu Streitereien und Konflikten mit anderen, vor allem dann, wenn impulsive Handlungen unterbunden oder getadelt werden
  3. Neigung zu Ausbrüchen von Wut oder Gewalt mit Unfähigkeit zur Kontrolle explosiven Verhaltens
  4. Schwierigkeiten in der Beibehaltung von Handlungen, die nicht unmittelbar belohnt werden
  5. Unbeständige und unberechenbare Stimmung

Borderline Typus

Zusätzlich zu der Diagnose impulsiver Typus, müssen 2 Kriterien der weiteren Symptomgruppen feststellbar sein, damit der Betroffene eine Emotional instabile Persönlichkeit vom Typ Borderline diagnostiziert bekommt:

  1. Störungen und Unsicherheit bezüglich Selbstbild, Zielen und „inneren Präferenzen“ (einschließlich sexueller)
  2. Neigung, sich in intensive, aber instabile Beziehungen einzulassen, oft mit der Folge von emotionalen Krisen
  3. Übertriebene Bemühungen, das Verlassenwerden zu vermeiden
  4. Wiederholte Drohungen oder Handlungen mit Selbstbeschädigung
  5. Anhaltende Gefühle von Leere

Weiterführendes

Wir bei Depression Ende vertreten nicht die Auffassung, dass Menschen durch ihre Diagnose definiert sind. Jeder Mensch ist anders. Wir wissen, dass Checklisten wie die obige noch keine Aufklärung sind. Vor diesem Hintergrund findest Du in unserem Artikel Borderline Syndrom Symptome eine weiterführende Darstellung der Symptome. Dort gehen wir tiefer auf die Erlebnisse, die Gefühlswelt und das Verhalten von Betroffenen ein und beschäftigen uns unter anderem tiefer mit Stimmungsschwankungen, den Gefühlen, der Instabilität und der erlebten Wirklichkeit.

Ursachen Borderline Syndrom

Wie Borderline entsteht und was die Ursachen sind konnte von der Wissenschaft bisher nicht lückenlos geklärt werden. Wie auch bei den Ursachen der Depression wird beim Borderline Syndrom davon ausgegangen, dass es zwei Arten von Ursachen gibt:

  1. Traumatische Erlebnisse und Ereignisse
  2. Erbliche, bzw. neurobiologische Ursachen

Es ist sehr kompliziert, da die Studienlage vermuten lässt, dass sich verschiedene Ursachen, Einflussfaktoren und Rahmenbedingungen gegenseitig bedingen und beeinflussen. Auch diesbezüglich gibt es viele Gemeinsamkeiten mit den Depressionen. Die Lage ist dispers und von sehr unterschiedlichen Fällen von Betroffenen geprägt.

Einerseits gibt es viele Fälle, wo bereits in der Kindheit stark unterschiedliche Gefühle gegenüber Bezugspersonen ausgelöst wurden. Nicht selten besteht ein Zusammenhang mit den Eltern. Zum Beispiel in Missbrauchsfällen, wenn gegenüber dem Täter sehr gegensätzliche Emotionen bestehen. Bei den Opfern bestehen gegenüber ein und derselben Person zum einen kindliche Liebe und zum anderen Angst, Abscheu und Schrecken. Andererseits gehen Forscher von biologischen Ursachen im Gehirn aus.

Einen ausführlichen und gleichermaßen sehr verständlich geschriebenen Artikel über die Ursachen von Borderline gibt Eduard Hellmacher in seinem wunderbaren Blog Grenzwandler.

Therapie Borderline Syndrom

Die grundsätzlichen Therapien der westlichen Medizin haben wir in einem gesonderten Artikel beschrieben. Beim Borderline Syndrom werden besonders häufig Psychotherapie und Verhaltenstherapie angewendet. Bei der Verhaltenstherapie kommen bei BPS zwei Sonderformen eine besonders wichtige Stellung zu:

  1. dialektisch-behaviorale Therapie (DBT)
  2. Psychodynamische Therapie (z.B. übertragungsfokussierte Psychotherapie)

Ist Borderline heilbar?

Diese Antwort kann aufgrund der Unterschiede in den Ursachen nicht pauschal erfolgen. Eine Einzelfallbetrachtung ist erforderlich. Leider lese ich sehr häufig Pauschalaussagen zu psychischen Krankheitsbildern. Ich finde das aus zwei Gründen problematisch. Erstens wird man den einzelnen Menschen und deren Persönlichkeit nicht gerecht, zweitens können solche Aussagen Krankheiten bagatellisieren. Aber das ist ein anders Thema.

Für Borderline Betroffene gibt es allerdings Hoffnung und gute Gründe eine Therapie zu starten. Langzeitstudien haben belegt, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Rückgang der Symptome recht hoch ist. Die bisherigen Behandlungsmethoden sind effektiv. Bei 90% der Betroffenen stellte sich für einen Zeitraum von 2 Jahren eine deutliche Verbesserung ein. Bei 86% der Teilnehmer sogar für einen Zeitraum von über 4 Jahren. Diese Langzeitstudie mit einer Laufzeit von 10 Jahren wurde von der anerkannten Psychologieprofessorin und Expertin für Borderline Syndrom Mary C. Zanarini begleitet.

Ohne hier auf den Quelltext und die wissenschaftlichen Details der Studie näher eingehen zu wollen, soll eines deutlich werden. Patienten mit Borderline Syndrom wird es in vielen Fällen wieder bessergehen. Die Wahrscheinlichkeit für eine Remission für viele der Symptome ist besser als bei der Major Depression und bei bipolarer Störung.

Deine Erfahrungen?

Wie sind Deine Erfahrungen mit dem Borderline Syndrom? Bist Du selbst oder ein Angehöriger oder Freund betroffen? Deckt sich der Artikel mit Deinen Kenntnissen und Erfahrungen? Diskutiere mit uns und anderen hier und in den sozialen Medien. Schreib uns gerne Deinen eigenen Erfahrungsbericht zum Thema Borderline Syndrom.

Vielen Dank an alle, die unsere Beiträge in den sozialen Medien teilen und so einen Beitrag zur Aufklärung und Entstigmatisierung von psychischen Leiden leisten. Sharing is love ❤.

Wir weisen aus gegebenem Anlass nochmals ausdrücklich darauf hin, dass unsere Artikel keine professionelle Behandlung oder Therapie ersetzen sollen oder können.  Depression Ende ist eine Plattform von Betroffenen für Betroffene. Sie dient zum Austausch und zur Vernetzung von Erkrankten, Betroffenen und Angehörigen. Es geht uns darum das Schweigen und Tabus bezüglich psychischer Leiden zu überwinden. Und Betroffenen zu zeigen: „Du bist nicht allein!“

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