Was ist eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)?
Menschen, die traumatische Ereignisse hinter sich haben, leiden nicht selten unter den psychischen Folgen, die diese Ereignisse bei Ihnen auslösen. In diesen Fällen spricht man von Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS). Die Posttraumatische Belastungsstörung F43.1 ist als Krankheitsbild eng mit der ICD-10 Diagnose F62.0 Chronifizierte Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung verbunden, aber nicht zu verwechseln.
Die PTBS tritt vor allem dann ein, wenn die Betroffenen keine individuellen Bewältigungsmöglichkeiten für die Ereignisse haben und die traumatisierenden Erlebnisse (Traumata) für sich verarbeiten können. Die traumatisierenden Ereignisse können hierbei sehr unterschiedlich sein. Zum Beispiel:
- Terroranschläge wie in München oder am Berliner Breitscheidplatz
- Kriegserlebnisse
- Familiäre Gewalt
- schwere Unfälle
- Missbrauch und Vergewaltigung
Gemeinsam ist solchen Traumata, dass sich die Opfer in diesen Situationen mit starker Angst konfrontiert sehen und selbst keine Maßnahmen ergreifen können, um aus dieser Situation zu entkommen. Sie empfinden sich der Situation schutzlos und hilflos ausgeliefert. Damit einher geht, dass ein massiver Verlust der Steuerung und Kontrolle der eigenen Situation erlebt wird.
Reaktion auf ein traumatisierendes Ereignis
Die oben geschilderten traumatisierenden Erlebnisse lösen natürlicher Weise massive Ängste und Stress innerhalb der Situation aus. Dieses ist eine normale Reaktion. Die Furcht löst in wenigen Millisekunden Reaktionen im Körper aus, die dazu geeignet sind sich bei Gefahr zu verteidigen oder ihr aus dem Weg zu gehen. Diese Reaktion versetzt Menschen in die Lage erfolgreich zu Kämpfen oder zu Fliehen. Im Normalfall regelt sich der menschliche Organismus – nach dem die traumatische Reaktion abgeschlossen ist – wieder auf ein „Normalniveau“ der eigentlich sinnvollen Stress- und Angstsymptome herunter.
Das National Institute of Mental Health beschreibt die Posttraumatische Belastungsstörung als Krankheitsbild, was genau diese normale Bewältigungsreaktion verhindert. Die Traumafolgen: Betroffene fühlen sich auch dann bedroht oder in Gefahr, wenn objektiv kein Anlass hierfür mehr gegeben ist.
Was ist posttraumatisch?
Posttraumatisch bedeutet in diesem Zusammenhang, dass sich die Posttraumatische Belastungsstörung naturgemäß erst nach dem Ereignis einstellt. Zwischen Traumata (belastendem Erlebnis) und dem Eintritt der Symptome kann ein unterschiedlicher zeitlicher Versatz liegen. Hierbei ist es möglich, dass die Symptome direkt nach dem belastenden Ereignis eintreten. Es kann aber auch vorkommen, dass Wochen, Monate oder sogar Jahre zwischen dem Ereignis und dem Eintreten der Symptome liegen. Das Wort posttraumatisch leitet sich vom lateinischen Präfix „post“ ab, der nichts weiter bedeutet, als nach oder dahinter. Das Wort Trauma kommt aus dem Griechischen und bedeutet nichts weiter als Wunde. Es wird in der Psychologie als Synonym für seelische Verletzung verwendet.
PTBS Symptome
Neben diversen für die Betroffenen sehr einschneidenden Symptomen, sind Verlustangst und Depression eine häufige Folgeerscheinung von PTBS. Oder anders gesagt, PTBS ist eine häufige Ursache für Depressionen.
Symptome bei PTBS sind unteranderem sogenannte Flashbacks, Alpträume und Vermeidungsverhalten. Eine ausführliche und verständliche Erklärung zu den Symptomen von PTBS findest du in unserem Artikel Posttraumatische Belastungsstörung Symptome.
Verläufe
Natürlich stellt sich bei PTBS die Frage nach der Dauer der Heilung. Dieses hängt vom Verlauf ab. Im Normalfall ist PTBS behandelbar und nach einer gewissen Behandlungszeit stellt sich Besserung ein. In einigen Fällen jedoch, kann die Posttraumatische Belastungsstörung auch einen chronischen Verlauf nehmen und in eine andauernde Persönlichkeitsänderung übergehen. In diesen Fällen spricht man von einer chronifizierten komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung.
Chronifizierte Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung
Diese Diagnose ist dann in den ICD 10 unter F62.0 zusammengefasst. Im Unterschied zur Posttraumatischen Belastungsstörung sind die Symptome und Beeinträchtigungen bei der Chronifizierten Komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung noch breiter und bleiben über einen längeren Zeitraum bestehen. Das Thema Chronifizierte Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung haben wir in einem gesonderten Artikel aufgreifen. Es ist ein gesondertes Krankheitsbild mit weitreichenderen Einschränkungen der Betroffenen. Auch hier besteht ein enger Zusammenhang zu PTBS und zu Depressionen.
Traumatherapie
Bei der Behandlung von PTBS kommen im wesentlichen ähnliche Therapieverfahren zum Einsatz, wie bei Depressionen. Hauptsächlich sind dieses medikamentöse Therapien, Psychotherapie oder eine Kombination aus beidem. Wie auch bei Depressionen ist festzuhalten, dass jeder Mensch anders ist. Jeder Mensch reagiert auch anders auf traumatische Erlebnisse. Daher ist es wichtig, dass die Behandlung von PTBS in professionelle und erfahrene Hände gelegt wird. Es muss individuell herausgearbeitet werden, welche Behandlung im Einzelfall wirksam ist. Die Behandlung gehört in Hände eines Psychiaters, Psychotherapeuten oder eines Psychotraumatologen, der die entsprechenden speziellen Ausbildungen und auch Erfahrungen in dem Bereich hat. Über mögliche Abläufe und Schritte einer Traumatherapie informieren wir in einem gesonderten Beitrag.
Wie sind Deine Erfahrungen?
Leidest Du unter PTBS? Wie gehst Du mit Deinen Traumata um? Was hilft Dir? Was kannst Du anderen Betroffenen empfehlen oder gerade nicht. Diskutiere mit uns und anderen hier und in den sozialen Medien. Oder schreib uns Deinen eigenen Erfahrungsbericht – nähre Infos hierzu findest zu hier.
Depressionen, PTBS und andere psychische Leiden und Erkrankungen werden immer noch viel zu häufig abgetan oder sogar stigmatisiert. Wir freuen uns über jeden, der unsere Erfahrungsberichte oder Infoartikel teilt, damit sich etwas ändert. Wir freuen uns auch über Mitteilungen, wenn wir etwas Wichtiges vergessen haben oder andere Hinweise, die uns helfen das Thema PTBS besser zu beleuchten.