Depressionen, Angst und Panik

In diesem Artikel geht es darum, was Angst ist, wie sie sich vor allem in Verbindung mit Depressionen äußert und zu welchen Ängsten es bei Depressionen häufig kommt. Wir gehen zudem der Fragen nach, welche Ausmaße Ängste haben können, die zum Problem werden und beschreiben den Teufelskreis aus Angst und Depressionen in einem kurzen Erfahrungsteil. Abschließend gehen wir auf die Symptome krankhafter Angst ein und ziehen ein kurzes Fazit.

Angst Depressionen und Panik

Was ist Angst?

Angst ist eigentlich ein Gefühl, was uns Menschen schützt. Gerade in lebensbedrohlichen Situationen ist sie dazu da unser Leben zu schützen. Sie ist menschlich und an sich nichts Schlimmes. Anders wird es allerdings bei sogenannten Angststörungen. Hier werden die Ängste zu einem eigenen und sehr ernsten Problem.

Einen Einstieg in die Thematik der Depression findest Du in unserem Artikel Was sind Depressionen?.

Ich kann vor Angst nicht mehr atmen!

Viele depressive Menschen klagen über das Symptom der Angst. Die Gründe für die Ängste sind dabei so unterschiedlich wie die Verlaufsformen der Depressionen selbst.

Benjamin schreibt in seinem Erfahrungsbericht von der Angst für immer alleine zu sein. Eine vollständige Aufzählung ist natürlich nicht möglich. Aber beispielhaft sind folgende Ängste zu nennen:

  • Angst im Allgemeinen ein Versager zu sein
  • Angst in konkreten Situationen zu scheitern: zum Beispiel auf der Arbeit, bei der Hausarbeit oder der Kindeserziehung
  • Angst bei Entscheidungen große Fehler zu machen
  • Angst den Partner oder geliebte Menschen zu verlieren
  • Allgemeine Verlustängste
  • Angst nicht gut auszusehen
  • Angst vor Übergewicht oder Untergewicht
  • Angst in der Vergangenheit Fehler gemacht zu haben, die sich nie wieder berichtigen lassen – oder genau solche Fehler zu begehen
  • Angst für die eigenen Fehler schwer bestraft zu werden
  • Generalisierte Angst
  • Angst nicht für andere da sein zu können

Das Ausmaß der Angst

Auch für depressiven Menschen ist es „normal“ etwas Angst zu haben. Wer sich schon immer vor Spinnen geekelt hat, wird dieses auch weiterhin tun, wenn er an einer Depression leidet. Das ist nicht Besorgnis erregend. Schlimm für die Betroffenen wird es, wenn das Ausmaß der Ängste an sich krankhafte Züge annimmt.

Nicht selten klagen Betroffene darüber, dass sie mehr als 2/3 der Tageszeit mit Angstgedanken beschäftigt sind. Dass alleine die Angst eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität bedeutet. Dass erhebliche körperliche Einschränkungen mit der Angst verbunden sind. Hierzu gehört das Gefühl, dass sich der Brustkorb eingeschnürt anfühlt und man nicht atmen kann.

Häufig hören wir auch, dass die Ängste so unerträglich werden, dass man sie nur mit Alkohol oder Drogen aushalten kann. Gerade bei Depressionen zwei „Brandbeschleuniger“, von denen dringend abzuraten ist.

Auch gefährden die Ängste häufig Partnerschaft und Liebe. Wer es mal durchlebt hat, kennt auch die immer wieder scheiternden Versuche an etwas anderes zu denken, als an die eigenen Ängste. Suizidgedanken können sich einstellen, weil man keinen anderen Ausweg mehr sieht, seiner Angst zu entgehen.

Wenn das Ausmaß der Angst so hoch ist, ist es höchste Zeit sich Hilfe zu suchen. Ganz unabhängig davon, ob man an einer Depression leidet oder nicht. Angststörungen sind ein eigenes Krankheitsbild. Sie kommen aber häufig in Zusammenhang mit Depressionen vor. Mediziner sprechen hier von Komorbidität. Das bedeutet eigentlich nichts weiter als Begleiterkrankung. Aber es muss ja leider viel zu oft ein Begriff gefunden werden, den der Patient auf keinen Fall versteht.

Die Wechselwirkungen von Depressionen und Angst sind leider unerfreulich und können, wenn man sie nicht unterbricht in einer Abwärtsspirale enden. Hier kann ich aus der eigenen Erfahrung meiner schweren Depression berichten.

Erfahrung: Teufelskreis aus Angst und Depression

Die Lähmungserscheinungen der Depression löste bei mir die Angst aus, nie wieder für meine Partnerin da sein zu können. Alleine die Angst war so unerträglich, dass sie bei mir massive Suizidgedanken auslöste. Diese Angst verschlimmerte meine Depressionen und die empfundene Ausweglosigkeit. Die Verschlimmerung der Handlungsunfähigkeit und Depression befeuerte wieder meine Ängste. Ich bin mit dem Wort Teufelskreis eigentlich vorsichtig. Aber diese Spirale konnte bei mir nur durch „angstmindernde“ Medikation unterbrochen werden.

Die Unmengen Antidepressiva, die ich seit Monaten einnahm, zeigten bis zu diesem Zeitpunkt keine für mich wahrnehmbaren Verbesserungen. Erst als die Ängste sich legten, trat (dann aber auch zum Glück recht schnell) Besserung ein.

Alleine hätte ich wohl keinen Weg aus den Depressionen und den Ängsten gefunden. Ich würde vermutlich nicht mehr leben.

Wie äußert sich krankhafte Angst

Mit starken Ängsten, die über das normale Maß hinausgehen ist also nicht zu spaßen. Mit einer Kombination aus Depression und Angst noch viel weniger. Dieses wird auch deutlich, wenn man sich ansieht, wie sich krankhafte Ängste äußern können:

  • Panikattacken mit zum Teil heftigen körperlichen Reaktionen
  • Schwindel
  • Ohnmacht
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Atemnot
  • Herzrasen oder starkes Herzklopfen

Hier ist es wichtig, dass diese Symptome nicht automatisch auf eine krankhafte Angst hindeuten müssen. Ein Arzt sollte in jedem Fall konsultiert werden, um ebenso mögliche andere psychische oder körperliche Ursachen festzustellen oder auszuschließen. Die vielschichtigen Ursachen für krankhafte Angst würden den Rahmen dieses Artikels sprengen, da wir uns hier mit Depressionen und Angst beschäftigen. Wer grundsätzlich mehr über Angststörungen erfahren möchte, findet in dem Artikel von Frau Mag. Astrid Leitner eine wie ich finde sehr gelungene Einführung.

Fazit

  • Zwischen Depressionen und Angst bestehen vielseitige Wechselwirkungen
  • Es können subjektiv wahrgenommene „Teufelskreisläufe“ entstehen, aus denen man selbst kein Entrinnen sieht
  • Die gute Nachricht: Es gibt Möglichkeiten diesen Kreisläufen zu entkommen. Auch wenn diese individuell sind und es dauern kann, bis man seinen Weg herausfindet
  • Es lohnt sich nie aufzugeben. Auch wenn man keine Hoffnung mehr verspürt
  • Sowohl Depressionen als auch krankhafte Angst können lebensbedrohlich werden. Man sollte immer jede Hilfe annehmen, die man bekommen kann. Auch wenn das nicht leicht ist.

Eure Erfahrungen

Wie sind Deine Erfahrungen mit Angst? Wie gehst Du mit Ängsten um? Was hilft Dir?
Diskutier mit uns hier und auf Facebook.

 

Mehr über Depressionen erfahren

Für Betroffene, Angehörige und Interessierte, die sich mit der Frage „Was sind Depressionen“ eingehender beschäftigen wollen, haben wir weitere Informationen zum Krankheitsbild und Begleiterkrankungen zusammengetragen.

  • Hier findet ihr alle Artikel mit Infos zum Krankheitsbild.
  • Hier findet ihr diverse Erfahrungsberichte von Betroffenen. Auf diesen Bereich legen wir besonderen Wert, da Schilderungen von Betroffenen nach unserer Meinung der einzige Weg sind, die Krankheit wirklich zu verstehen, wenn man sie nicht selbst hatte.
  • Hier findet ihr einen Hilfebereich um Depressionen zu überwinden.

 

2 Kommentare zu “Depressionen, Angst und Panik

  • Ich bin seit Okt. 2017 wegen Depressionen und Burn Out krank geschrieben. Als Mann ist es doppelt schwer mit Depressionen und Ängsten konfrontiert zu werde/sein, denn in seinem Umfeld erntet man zumeist nur Unverständnis und bekommt dann mehr als einmal zu hören, „das ist doch gar nicht so schlimm oder stell dich nicht so an, usw…“
    Ich kenne das

    1. Lieben Dank für Deinen offenen Kommentar und viel Kraft im Kampf gegen die Depression, das Unverständnis und die Kommentare. Dir alles Liebe.

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