Depression – Symptome, Formen & Verläufe

Die Depression hat 1.000 Gesichter

Bereits an anderer Stelle habe ich darauf hingewiesen, dass keine Depression der anderen gleicht. Die Diagnose ist und bleibt schwierig und die Begriffe für Laien schwer verständlich. Als mir der Arzt die Diagnose „Rezidivierende Depression“ mit akut schwerer depressiver Episode mitteilte, war mir kaum klar, was er damit meinte und ich hatte angesichts meines Zustandes auch nicht die Kraft nachzufragen. Wenn man sich näher mit dem Thema beschäftigt, wird klar, keine Depression ist wie die andere.

Daher gebe ich im folgenden Beitrag einen ersten Überblick über die Formen der Depression. Dieser erhebt keinen Anspruch auf wissenschaftliche Vollständigkeit, aber dient zur ersten Einordnung.

Anhand verschiedener Kriterien werden die Depressionen dabei in unterschiedliche Kategorien und Arten unterteilt und kategorisiert, denn die Depression unterscheidet sich teilweise deutlich hinsichtlich der Symptome und Verläufe.


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Unterscheidung der Depression nach Verlaufsform (ICD 10)

Häufig entwickeln sich Depressionen in Phasen. Die Symptome treten im Laufe der Zeit in unterschiedlicher Intensität auf. In der Literatur und verschiedenen Internetquellen wird je grundsätzlicher Verlaufsform dieser Phasen folgende Kategorisierung vorgenommen.

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An manchen Stellen wird diese grundsätzliche Unterscheidung um weitere Formen erweitert wie zum Beispiel depressive Episode ohne vollständige Remission, depressive Episoden mit vorangegangener Dysthymie… . Dieses ließe sich in nahezu unendlich vielen Kombinationsmöglichkeiten fortsetzen. Wenn man die einzelnen Teile der Kombination kennt, ist deren Bedeutung verständlich. Aus diesem Grund konzentriere ich mich zunächst auf die 4 hauptsächlich unterschiedenen Verlaufsformen.

1. Depressive Episoden mit vollständiger Remission

Hierunter versteht man im wesentlichen eine depressive Phase mit einem anschließendem vollständiges Nachlassen der Symptome, ohne dass jedoch eine komplette Heilung eintritt.

2. Rezidivierende Depression

Man spricht von einer rezidivierenden Depression, wenn im Leben des Betroffenen mehrfach und klar voneinander abgegrenzte depressive Phasen beziehungsweise Episoden auftreten.

3. Dysthymie

Die Dysthymie oder auch Dysthymia genannt ist dadurch gekennzeichnet, dass die depressiven Symptome in der Regel länger (wir sprechen hier von Jahren) andauern, dafür aber nicht in der gleichen Intensität. Sie ist dennoch aus mehrerer Hinsicht sehr belastend und gefährlich. Da der punktuelle Leidensdruck geringer ist, leiden Betroffene häufig viele Jahre oder Jahrzehnte, bis sie sich behandeln lassen. Oft wird die Dysthymie auch nicht als solche erkannt und die Diagnose bleibt aus. Insbesondere bei langen und andauernden depressiven Phasen stellt sich schnell die Gefahr ein, dass man die Depression mit den Wesensmerkmalen, der eigenen Persönlichkeit oder dem eigenen Charakter verwechselt.


Dieses führt dann häufig erst recht zu einer Verstärkung der Schuldgefühle und zu weiterem Mangel an Selbstbewusstsein. An dieser Stelle nochmal der Hinweis: Depressionen haben nichts mit Charakterschwäche oder gar Schuld zu tun!

4. Bipolare Störung in Abgrenzung zur unipolare Depression

Die oberen drei Verlaufsformen der Depression in der Abbildung sind Beispiele für unipolare Depressionen. Die untere ein Beispiel für eine Bipolare Störung. Sind die Phasen ausschließlich depressiver Natur, also die Kurve unter der schwarzen Linie, spricht man von unipolarer Depression.
Die bipolare Störung wird häufig auch als manisch depressive Störung, manische Depression oder bipolare Depression bezeichnet.
Während wir auf die Symptome der unipolaren Depression bereits ausführlich eingehen, stellen sich in einer bipolaren affektiven Störung zusätzlich manische Episoden ein, die sich hinsichtlich der Symptome genau entgegengesetzt darstellen. Auch für die manischen Phasen gelten unterschiedliche Verlaufsformen und Intensitäten. Exemplarisch sind die Symptome in folgender Abbildung dargestellt.


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Unterscheidung der Depression nach Erkennbarkeit der Ursache

Bei dieser Unterscheidung geht es allein darum, ob eine für Außenstehende erkennbare Ursache vorliegt oder nicht.

Der eigentlich veraltete Begriff der endogenen Depression wurde verwendet, wenn die Depression von Innen heraus und ohne erkennbare äußere Einflüsse entstanden ist. Zum Beispiel aufgrund von gestörten Stoffwechselvorgängen oder erblichen Faktoren.

Wie der Name reaktive Depression vermuten lässt, fasste man hierunter alle Depressionen zusammen, die in Folge eines belastenden Vorfalles oder Geschehens entstehen. Beispiele können hier Ehescheidungen, Trauerfälle, Jobverlust sein.

Unterscheidung nach Art der Ursache

Sind Ursachen für die Depression erkennbar, können diese sehr unterschiedlich sein. Da ich an anderer Stelle auf die verschiedenen Ursachen gesondert eingehen werde, sind die in der ersten Abbildung angeführten Ursachen daher nur beispielhaft, obwohl ihre Nennung gerade im Sprachgebrauch sehr häufig vorkommt.

  • Man spricht bei der Winterdepression von einer sogenannten SAD (= seasonal affecitve disorder), zu Deutsch Saisonal auftretende Störung des Gefühlslebens. Als Ursache für die sogenannte Winterdepression wird die Ursache häufig im Mangel an Sonnenlicht gesehen.
  • Bei der Schwangerschaftsdepression kann je nach Phase des Auftretens weiter differenziert werden. Depressionen im Zusammenhang mit der Schwangerschaft sind häufig.
  • Der Begriff Altersdepression ist etwas irreführend, da die Depression im Alter keinen anderen Verlauf hat, wie in anderen Phasen. Der Begriff wird dennoch sehr oft verwendet, da Depressionen im Alter häufiger auftreten.

Fazit

Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die „Depressions-Kurven“ bei jedem Menschen anders verlaufen. Dieses gilt auch hinsichtlich Schweregrad und Dauer. Die Depression kann die verschiedensten Formen annehmen und die unterschiedlichsten Ursachen haben. Das erschwert es, die Depressionen zu erkennen sowohl für Betroffene und Angehörige, als auch für Ärzte und Therapeuten. Die Depression hat auch diesbezüglich 1.000 Gesichter. Bitte seid sensibel für die Symptome der Depression bei Euch und anderen. Verschweigt sie nicht. Verschweigt sie nicht gegenüber Ärzten. Verschweigt sie nicht, wenn sie Euch bei Freunden oder im Umfeld auffallen.

2 Kommentare zu “Depression – Symptome, Formen & Verläufe

  • Ich habe das Gefühl, die verzwickteste Diagnose zu haben: Bipolare affektive Störung, mittelgradig, Mischtyp, derzeit manisch.
    Man wollte mich wieder in die Tagesklinik einweisen – diesmal habe ich mich geweigert. Dafür hat man meine Medikation umgestellt und es geht mir wieder dreckig, obwohl ich vorher so gut drauf war. Ich begreife einfach nicht – konnte es mir nicht „normal“ gut gehen – muss es dann gleich manisch sein?

    1. Liebe Ute. Zunächst wünsche ich Dir, dass es schnell wieder bergauf geht. Und das die Beschwerden mit der Medikationsumstellung schnell vorüber gehen. Diese sind ja leider keine Seltenheit. Die Bipolare Affektive Störungg ist wahrlich keine Diagnose, die man sich selbst aussucht. Wir haben der Thematik ein Themenspezial gewidmet und erste Erfahrungsberichte aus der Community von ebenfalls Betroffenen veröffentlichen. Liebe Grüße

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